Gestalttherapie: Werde, der Du bist!
Wenn Du mich fragen würdest, was unter Gestalttherapie genau zu verstehen ist, würde ich meine Antwort in etwa so formulieren:
„Gestalttherapie ist eine sehr kreative Form der Psychotherapie, doch mit dem „Gestalten, Schaffen oder Modellieren“ von Dingen oder Objekten steht sie - und das ist tatsächlich das häufigste Missverständnis - in keinerlei Verbindung. Um Gestalttherapie zu betreiben, benötigen wir weder Pinsel noch Farbe, weder Ton noch Papier. Wir - und damit meine ich Dich als Klientin oder Klienten und mich als Therapeutin gleichermaßen - brauchen allein uns selbst, am besten genau-so-wie-wir-sind, unsere Vorstellungskraft, die Bereitschaft uns einzulassen sowie die Fähigkeit, uns zu spüren.“
Stimmigkeit und Sinn
Um das Prinzip der Gestalttherapie verständlich zu machen, lass mich nun gern etwas weiter ausholen:
Im Grunde unseres Seins streben wir Menschen danach, Erfahrungen und Begegnungen unseres Lebens einen wie auch immer gearteten Sinn beizumessen, Versäumtes nachzuholen, Erlebnisse für uns auf stimmige Weise zu einem Abschluss zu bringen oder sehnlichst Gewünschtem Ausdruck zu verleihen.
Wir können - außer vielleicht scheinbar im uns allen bekannten Verdrängungsmodus - nicht wirklich gut damit umgehen, wenn konfliktreiche Situationen offen bleiben, wir im Unklaren oder gar Unfrieden mit unserer Umwelt sind, wenn Abschiede oder die Liebe zu einem Menschen nicht gelebt werden konnten oder sich gar die innere Leere vermeintlich schützend über unseren festsitzenden Schmerz, unsere Enttäuschung oder unsere Trauer legt.
Insgeheim - bewusst oder unbewusst - wollen wir Worte, Gesten oder gar Taten finden für bisher Unausgesprochenes, Unbefriedetes und Unvollendetes. Gelingt uns dies nicht, reagieren wir gegebenenfalls auf sowohl für uns selbst als auch für andere zunächst unverständliche und destruktive Weise, wie beispielsweise mit Zwangshandlungen, Angststörungen, Depressionen, unverhältnismäßiger Aggression oder Überangepasstheit, um nur einige Beispiele zu nennen.
Unsere Energie steht in diesem Fall nicht mehr uns und den freien, schöpferischen, gestalterischen und liebenden Aspekten unseres Lebens zur Verfügung, sondern wird aufgebraucht im Kampf gegen oder für die Aufrechterhaltung dieser sehr vielfältigen und komplexen Kompensationsstrategien.
Das ungelebte Leben
Viele Menschen leben zudem ein Leben, welches nicht das eigentlich ihre ist, erfüllen noch als Erwachsene - ohne es zu merken - die Erwartungen von Mutter, Vater, oder anderen wichtigen, noch lebenden oder bereits verstorbenen Bezugspersonen und tragen schwer an dieser Last.
Auf dem Grund des Ozeans liegt ein ungelebtes und bisher unentdecktes Leben, welches mit aller Kraft, und das sehr häufig im Gewand der oben beschriebenen Ersatzverhaltensmuster, an die Wasseroberfläche drängt - so wie die Natur in Form des allseits bekannten Löwenzahns unentwegt ihren Weg durch den Asphalt der Stadt zu finden sucht.
Integrität durch Achtsamkeit
Denn: die uns innewohnende Lebenskraft ist unaufhaltbar. Unsere - zumeist schwierige - Aufgabe ist, sie als Geschenk anzunehmen, und sie zu verwandeln in das, was sie in ihrem Ursprung beabsichtigt zu sein. Oder um es mit den Worten von Friedrich Nietzsche zu formulieren: „Werde, der Du bist!“
Denn: Es ist davon auszugehen, dass Leben sich dann am lebendigsten anfühlt, wenn wir tun was wir denken, wenn wir denken was wir fühlen, und wenn wir im Idealfall all das auch noch artikulieren können und aus tiefstem Herzen wollen.
Ein auf diese Weise auf allen Ebenen integriertes Leben ist einer stetigen Dynamik ausgesetzt und erfordert immer und immer wieder, dass wir genau hinschauen und prüfen, ob „Rechts und Links“ noch zueinander passen. Regelmäßig wird die Passung in Nuancen verschoben sein und wir müssen uns erneut verändern, wenn wir an unserer persönlichen Integrität festhalten wollen.
Das Leben ist also stets im Fluss. Um nicht den falschen Hafen anzusteuern, sind wir demnach gut beraten, achtsam mit uns und anderen zu sein, unsere Wahrnehmungs- und Kommunikationsfähigkeit zu schulen, und offen mit alternativen Verhaltensweisen zu experimentieren.
Projektionen und Introjekte
Zum Prozess der Selbsterkenntnis gehört auch, unsere Projektionen zu erkennen und abzulegen. An welchen Stellen breiten wir unsere innere Vorstellungswelt ungefragt über andere Menschen aus? Können wir unterscheiden zwischen unserem eigenen Mikrokosmos, welcher geprägt ist von unserem bisherigen Lebensweg und unserem daraus resultierenden Wahrnehmungsfilter, und den Universen der anderen?
Oder sind wir verstrickt und neigen zur Interpretation, ohne jemals in den klärenden und befriedenden Dialog über die augenscheinlichen Unterschiede zwischen uns und unseren Mitmenschen gekommen zu sein?
In all diesen Fällen sind Konflikte - äußere wie innere - eher wahrscheinlich als unwahrscheinlich. Und wieder wird unsere Lebensenergie eines wesentlichen Anteils ihrer selbst beraubt.
Ebenso verhält es sich mit Introjekten: An welchen Stellen neigen wir dazu, uns fremde Glaubenssätze einzuverleiben? Wo sind wir Gefangene von Gedankenkonstrukten, die nicht die unseren sind?
Ein häufig zutreffendes Indiz hierfür ist die Verwendung des Wörtchens „man“. „Man tut dies und man tut das nicht…“ wäre hierfür ein gutes Beispiel. Doch wer sagt(e) das? Mutter? Vater? Unsere in vielerlei Aspekten neurotische mitteleuropäische Gesellschaft?
Wieviel dieser Aussagen ist wirklich kohärent mit unseren individuellen Wertvorstellungen und was können wir beruhigt bei unserem Gegenüber lassen, um mutig für uns selbst einzustehen und unseren persönlichen Weg einzuschlagen?
Offene Gestalten schließen
All diesen Aspekten (und noch vielem mehr) widmen wir uns in der Gestalttherapie. Der Begriff „Gestalt“ repräsentiert hierbei all jene offenen und ungelösten Aspekte, welche ich bis an diese Stelle beispielhaft beschrieben habe.
Mein therapeutisches Ziel ist es, diese offenen „Gestalten“ nach und nach zu schließen, um aus ihnen ein von Dir empfundenes sinnvolles Ganzes entstehen zu lassen. Aus „ungelöst“ wird „gelöster“, aus „unbefriedet“ „befriedeter“, aus „unvollendet“ „vollendeter“. Und all dies kann dazu führen, dass Du Dich wieder ein kleinwenig lebendiger fühlst.
Die Arbeit mit dem leeren Stuhl
Während unserer Therapiestunden, die sich an Deinem Erleben und Deiner Wahrnehmung im "Hier und Jetzt" orientieren, wende ich verschiedene Techniken an - angefangen bei der Identifikationsarbeit über die Arbeit mit dem leeren Stuhl bis hin zum Rollenspiel.
Besonders spannend finde ich die Arbeit mit dem leeren Stuhl, bei welcher Du in den Dialog mit anderen Menschen oder auch eigenen inneren Aspekten wie z.B. Deiner Scham oder Trauer trittst, die sich - nur in Deiner Vorstellung - auf einem leeren Stuhl vor Dir befinden.
Über von mir angeleitete Stuhlwechsel und Dialoge kannst Du beide Rollen gleichermaßen einnehmen, weswegen es für Deinen therapeutischen Prozess unwesentlich ist, ob Dein Gegenüber im realen Leben erreichbar, eventuell bereits verstorben, niemals existent oder lediglich „vorgestellt“ war.
Die Arbeit mit dem leeren Stuhl ermöglicht Dir im Wesentlichen einen Perspektivwechsel, der Dir helfen kann, um zu inneren Einsichten zu gelangen, die Dir bisher verborgen geblieben sind und welche als Puzzlestücke in der Verarbeitung Deiner Lebensgeschichte bislang gefehlt haben.
Lies darüber hinaus gern auch meine Beiträge zur Gesprächstherapie sowie zur Gewaltfreien Kommunikation.
Psychotherapie Sylvia Morgenstern
Heilpraktikerin
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Naturheilkunde
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Heilpraktikerpraxis für Psychotherapie
Sylvia Morgenstern
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